Winterwanderung durch das Gebiet
um den Rogensee-Nationalpark
Schweden, Februar 2020
© Klaus Goerschel
Zuerst ging es nach Björnliden und zurück, dann nach Valsdalsbygget und von dort aus zum Grövelsee.
Dann endlich war es soweit! Für die nächsten 3 Tage waren Sonnenschein, leichte Bewölkung und Temperaturen nur wenig unter Null angesagt. Die Pulka hatte ich schnell gepackt. Zelt, Schlafausrüstung und Essen für 10 Tage, das war die notwendigste Ausrüstung, die ausreichen würde, wenn ich mich für die Wanderung über die Sylarna Berge entschied. Das Zelt sollte nur dann eingesetzt werden, falls ich es nicht mehr zur nächsten Hütte oder zum Windschutz-Unterstand schaffen sollte.
Am erste Tag der Tour wollte ich noch testen, wie sich die 50 kg schwere Pulka bei bei den außerordentlich milden Schneetemperaturen, von 0 bis -2 Grad C ziehen lässt. Bei diesen Temperaturen pappt der Schnee gern unter den Skiern und die Pulka pflügt duch den schweren Schnee, keinesfalls so leicht wie bei -10 ° C.
Auf einem gespurten Trail ging es in vielen Kurven und Windungen über weite Lichtungen und später durch dichten Fichtenwald in die Höhe hinauf. Nach einem Aufstieg von ca. 250 bis 300 m erreichte ich Lövasen nördlich von Björnliden. Die Sonne stand 4 Uhr nachmittags schon ziemlich dicht am Horizont und warf lange Schatten. Es wurde auch etwas kühler und so machte ich mich nach der kurzen Rast an der örtlichen Infotafel wieder auf den Rückweg, diesmal auf dem nördlichen Trail Richtung Grövelsjön.
Nach einer unspektakulären Übernachtung in der Hütte von Gote ging es den nächsten Tag weiter auf einem einsameren Trail nach Valdalsbygget.
Der Trail führte mich über die Grövel, aber wie ich befürchtet hatte, war dieser kleine Fluss, der der Gegend seinen Namen gab, nicht zugefroren. Schon seit Tagen war es zu warm gewesen.
Ich war guter Dinge als ich den Anstieg auf den Berg erreichte . In gleichmäßigem Rhythmus zog ich die Pulka auf die Höhe. Es lief gut. In vielen Windungen und häufigem bergauf und bergab führte mich der Trail durch den Wald und wollte nicht enden.
Als ich die Kuppe des Berges erreichte, frischte der Wind gewaltig auf.
Kleine Pause am Wegweiser! Langsam bedeckte sich der Himmel.
Das ist der Trail hinab zur Valdalsbygget Hütte.
Hier abzufahren machte richtig Spaß
Der Trail lief in der weiten Lichtung von Valdalsbygget, einem ehemals bäuerlichen Hof, aus. Hier gibt es noch einige alte Speicher und Vorratshütten.
Das ist die Valsdalbygget Wanderhütte. Hier wollte ich die Nacht verbringen. Das Bild habe ich am nächsten Morgen von meinem Handy machen lassen.
In der kleinen Nachbarhütte gab es zwar Feuerholz, aber das musste erst gesägt und zerhackt werden. Da es gab kein Beil gab, außerdem war es nicht besonders kalt war, so um -5 Grad Celsius. So verzichtete ich darauf, den Ofen in Betrieb zu nehmen. Ich bereitete mir eine leckere Tomaten-Nudelsuppe auf meinem Benzinkocher. Danach reizte es mich, bei Vollmond noch einen Spaziergang auf der gespenstisch erleuchteten Lichtung zu machen. Leider funktionierte mein Photoapparat nicht.
Ein kleiner Zuschauer, der mich beim Packen der Pulka beobachtete.
Ein viel befahrener Trail zum Grövelsjön
Kleine Rast in einer tiefverschneiten Schutzhütte an der Wegkreuzung zum norwegischen Valdalen.
Winterstimmung in einem lichten Fichtenwald. Der Wind, der gestern noch heftig wehte, war heute eingeschlafen.
Auf der Höhe hinter der Olanhütte ein erster Blick in das Tal auf den vereisten Grövelsjön. Mit der Pulka im Rücken war hier eine rasante Abfahrt zu erwarten.
Ich steuerte die kleine Schutzhütte am Grövelsjön an. Der See ist war leider, wie ich schon befürchtet hatte, nicht ganz zugefroren. Ich werde also den Umweg über eine Brücke nehmen müssen, sagte ich mir. Das Bild habe ich am nächsten Morgen gemacht, weil sich der Klapp-Spiegel meiner Kamera am Abend vorher mal wieder nicht bewegt hatte.
Das ist die Schutzhütte, als ich in Richtung Grövelsjön Station aufbrach.
In dieser halboffenen Schutzhütte hatte ich auf der linken Bank eine angenehme Nacht verbracht. Die Kamera verstaute ich über Nacht in meinen Schlafsack. Zu meiner großen Freude funktionierte sie am nächsten Morgen wieder. Wäre es ein bleibender Schaden gewesen, hätte ich wohl die Tour abgebrochen.
Mein Blick auf den See
Auch heute war es nicht kalt. Zudem lag eine unnatürliche Windstille über dem See. 9.30 Uhr lief ich zur Brücke über die Grövel. Nächstes Ziel war die Fischerhütte am See.
Kurz bevor ich die Sjöstugan erreichte, wurde es über dem See diesig und dann begann es schon zu stürmen.
Noch ein kleines Selfie bevor es schlimmer wurde.
Es wurde schlimmer. Ich musste den Kopf senken und zog meine Pulka Richtung Fjellstation den kahlen Berg hinauf.
Es war ein Ground Blizzard, der den Schnee mit Sturmesstärke über den Boden fegte.
In der Nähe der Grövelsjön-Fjellstation war ich im Schutz des Waldes. Hier wirbelte der Blizzard ab und zu Schneewolken in die Höhe.
Unverdrossen zog ich meine Pulka gegen den starken Wind zur Jakobshöhe hinauf. Der Himmel war mit bedrohlich dunklen Wolken bedeckt und das verhieß nichts Gutes.
Doch das Wetter hielt sich. Ich marschierte zügig ca. 7 km über die kahle Bergkette in fast 1000 m Höhe, bis ich die Schutzhütte Särsjöbäcken erreichte. Da es erst 4 Uhr nachmittags war, entschloss ich mich, zur Hävlingen Hütte weiter zu laufen.
Ich war bester Dinge und nutzte den leicht abfallenden Trail, um mit meinen Langlaufskiern und kräftigen Armbewegungen schneller zum Hävlingen See hinunter zu gleiten.
Es klappte gut und knapp vor 5 Uhr stand ich an der Hävlingesstugorna.
Ich machte gleich Bekanntschaft mit einem netten schwedischen Paar und ihrem winzigen Kind, das sie in einen warmen Daunenanzug verpackt hatten. Sie wohnten in der großen Winterhütte, in der auch für mich genug Platz war.
Noch schnell ein Bild von mir und dann quartierte ich mich in der Hütte ein.
Die jungen Leute hatten den großen Raum mit 6 Schlafstellen schön vorgeheizt, sodass ich meine Wintersachen schnell ablegte und gleich mit der Vorbereitung einer Abendmahlzeit begann. Ich kochte mir eine Erbsensuppe mit Rauchendchen. Nach meiner Kaltspeise unter der Schutzhütte am Grövelsjön, eine leckere Luxusmahlzeit. 20.30 Uhr begab sich die junge Familie zur Nachtruhe. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auch zur Ruhe zu begeben. Aber hinter den Vorhängen meines Etagenbettes schmöckerte ich noch beim Schein der Stirnlampe bis 22 Uhr. Dann war es mucksmäuschen still in der Hütte.
Die junge Familie war schon 6 Uhr auf den Beinen und verließ 8 Uhr die Hütte. Ich stand später auf und machte mich 10 Uhr auf den Weg. Der Himmel war leicht bedeckt. Die Temperatur lag dicht unter Null Grad Celsius. Ich zog meine Pulka bei leichtem Rückenwind aus Südost flott über das Eis.
Nach 6 km Langlauf über die Seen und kleinen Landbrücken erreichte ich ein größeres Waldgebiet mit schön gelegenen Schutzhütten. Ich war wohl der einzige Wanderer, denn der Trail über die Seen stammte nur von den Schneescooterfahrern, die ab und zu an mir vorbei knatterten.
Die Seenlandschaft dehnte sich in die Weite. Kahle Bergkuppen, die oftmals im Sonnenlicht glänzten, zogen ganz langsam an mir vorbei.
Für eine kleine Mittagsrast bog ich am Klacken-See rechts ab.
Hier war ein offizieller Rastplatz, der vor allem im Sommer von den Wasserwanderern gerne genutzt wurde.
Kleine Frühstückspause in der Hütte. Die Sonne sorgte dafür, dass es hier sogar etwas warm war.
Weiter gings über die Seen und an den Wäldern entlang.
A
Am Grötsjön bog ich links ab und erreichte nach einigen Minuten eine kleine Ansammlung von Hütten.
Das Gebiet war windgeschützt gelegen und so fand ich eine Schutzhütte, die nicht weit von einer Holzvorratshütte mit ca. 3 m langen beindicken Holzstämmen lag. Das war ideal, ich konnte mir hier etwas Holz sägen und mit einem Beil spalten und dann mit der Pulka zur Hütte transportieren.
Die Hütte gefiel mir so gut, dass ich beschloss zu bleiben und den Ofen anzuwerfen. Also räumte ich meine Pulka aus, zog sie zum Holzschuppen hinauf und fuhr, mit Brennholz beladen, wieder zur Hütte zurück. Zum Abendbrot gab es eine würzige Nudelpfanne. Bis 21 Uhr stapfte ich noch im Schnee herum und dann war Nachtruhe.
Mein selbst gesägtes und gehacktes Holz.
Temperatur am nächsten Morgen -2° C. Es wollte einfach nicht kalt werden und so musste ich vorsichtig bleiben, wenn ich außerhalb des Trails durch die Landschaft wollte.
Am nächsten Tag ging es weiter. Es roch nach Schnee. Eine graue Wolkendecke drückte auf das verschneite Land.
Als ich die Bredasjön Hütte erreichte, rieselten vereinzelte Flocken durch die Luft. Mir schwante, dass aus den paar Flöckchen ein dicker Schneefall werden könnte und entschied letztlich in der Hütte abzuwarten.
Die Hütte war sehr alt und dunkel. Für ein Feuer fehlte das Holz. Ich machte mir einige belegte Knäckebrote mit Salami und Käse. Dazu trank ich meinen Tee aus der Thermoskanne.
Ein Blick aus dem kleinen Fenster an der Tür zeigte mir, dass es stark schneite. Auch sauste ein kräftiger Wind um die Hütte. Aus der Ferne hörte ich Motoren von Schneescootern über den See fuhren. Sie brachen das Eisangeln ab und brachten sich in Schutz. Die Nacht musste ich also hier verbringen und also rannte ich zur Pulka und schleppte alles in die Hütte.
Nach einer Hörnli Nudelmahlzeit lehnte ich mich zurück und hörte das Heulen des Windes. In der Hütte war es mit 0° C warm. 20 Uhr war Bettruhe.
7 Uhr aufgestanden. Sofort nach dem Wetter geschaut. -1°C, heftiger Wind aus Südwest und vereinzelte Schneeflocken. Gut ausgeruht und bestens aufgelegt, machte ich mich auf den Weg zur Rogenstugan.
Das Gelände war sehr unruhig. Auf kurzer Strecke ging es ständig auf und ab. Die Pulka musste ich gewaltig zerren, wenn es 1,50 hinauf ging und wenn es hinunter ging, dann schlug sie mir fast in die Hacken.
An dieser Stelle ging es besonders steil aufwärts, fast 4 m. Beinahe hätte ich sie ausgeladen und die Säcke einzeln in die Höhe geschleppt.
Die weite Strecke über den Rogensee ist anfangs mit Kreuzen und auf dem Wasser mit Pricken gekennzeichnet.
Mein Marsch über den See nahm langsam syrreale Züge an. Der Himmel verdunkelte sich bedrohlich. Nach meinem Gefühl steigerte es die Weite und die Einsamkeit. Wie Inseln lagen die Berge in unbegreiflicher Ferne.
Plötzlich sah ich etwas Dunkles auf mich zu kommen. Jetzt erkannte ich es: Es ist ein Musher mit seinen Hunden. Je näher er kam, desto sicherer war ich ihn zu kennen. Vor 2 Jahren bin ich ihm schon einmal begegnet. Nun erkannte er auch mich. Herzliche Begrüßung. Was machst du hier? Wo willst du hin? Wie kann ich von dir mehr wissen? Ich gab ihm meine Web-Adresse und dann herzliche Verabschiedung.
Das kleine Kap der Rogenstube kam in Sicht. Erstaunlicherweise gab es mitten auf dem See Stellen, an denen das Eis aufgetaut war. Es bestand keine direkte Einbruchsgefahr, aber das Wasser drückte an die Oberfläche und machte das Eis mürbe. Für Februar war es einfach zu warm.
Ca. 13 Uhr erreichte ich das erhöhte Plateau der Rogenstube. Hier ein Blick zurück auf den See.
Das ist die Hütte in der erhöhten Uferzone. Man kann sie schon vom See aus erkennen. Die Haupthütte liegt weiter auf dem Land.
Ich ging in die Tagesstube und wärmte mich auf. Hier mein Blick aus dem Fenster. Ich bin allein. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen zu entscheiden, ob ich weiter Richtung Sylarna wandere. Es ist immer noch für die Jahreszeit viel zu warm. Auch hier 1 oder 2 Grad unter Null. Es könnte zu wenig Schnee liegen und Bäche und kleine Flüsse sind nicht zugefroren, sodass sie nur mit großen Umwegen zu passieren sind. Ich bin von der Wanderung nicht überzeugt und entscheide mich gegen den Sylarna. Es kommt noch dazu, dass ich befürchte, so wie die Rogenstuga sind möglicherweise auch die Skedbrostugan und auch alle weiteren Hütten, noch nicht geöffnet. Also auf nach Käringsjön! Da könnte ich mich wieder in die kleine Hütte einmieten, wie vor 2 Jahren.
In rascher Fahrt geht es wieder hinunter auf den Rogensee.
Große Eisbrocken direkt am Ufer des Sees.
Der Trail nach Käringsjön ist eigentlich viel befahren und voller Scooterspuren. Aber heute gab es keine Spuren. Die ganze Gegend schien wie ausgestorben zu sein.
Es dämmerte bereits und eine dicke Wolkendecke lag über dem See. Der Schnee auf dem See war schon seit Wochen nicht befahren worden. Einsam und Verlassen lag der Käringsjön Hof am Ende des See. Ich orientierte mich an den orangefarbenen Stangen. Doch auch als ich näher kam, rührte sich in Käringsjön nichts. Irgendwie war ich traurig. War Kähringsjön verlassen? Konnte ich eine Hütte mieten? Musste ich mein Zelt aufschlagen? Doch bestimmt gab es eine Nothütte für den schutzbedürftigen Wanderer. Ich musste es nehmen wie es kam.
Es war schon dunkel als ich den Hof erreichte. Da gingen plötzlich eine Menge Lichter im Haus an und ein Mann trat vor die Tür. Ich kannte ihn, es war der Bauer vom Käringsjön Hof. Nach 2 langen Sekunden erkannte auch er mich wieder. Er lächelte breit und jetzt freute er sich. Nach kurzer Verhandlung sagte er mir die gleiche Hütte zu, die ich schon vor 2 Jahren gehabt hatte.
Das Haupthaus im Morgenlicht
Eine interessante Hütte, . . .
. . . . die von einem Bären und einem Kobold bewacht wurde.
Ich war neugierig und klinkte die Tür auf. Aber, oh Schreck, in der Hütte sah es schlimm aus. Alte unansehnliche Pritschen, eine hängende Feuerwanne und ein dunkler Schieferboden mit Abfällen. Umrahmt wurde die Stube von uralten braunen verrauchten Balken. Wäre tatsächlich keiner auf dem Käringsjön Hof gewesen, dann würde ich hier bestimmt nicht auf den Pritschen mit den verschlissenen Matratzen schlafen, sondern hätte eher mein Zelt aufgebaut.
Das ist meine kleine Hütte, in der ich die nächsten Tage verbringen werde.
Ein Blick auf die Eingangstür, links mit der Küchenzeile, rechts mit dem Ofen.
Der Schlafbereich mit Tisch und Stuhl.
Die Holzkiste musste immer wieder aufgefüllt werden.
Es wird und wird nicht kälter. Das Thermometer zeigt Tag für Tag 0 Grad Celsius an.
Das Outhaus, zu dem ich von der Hütte hundert Meter laufen musste.
Blick aus meiner Hütte: Der Käringsjön
Wanderung Richtung Tännäs
Hier wachsen viele knorrige Birken
Selbst so kleine Bäche sind nicht zugefroren.
Eine verfallene Hütte, von der bald nichts mehr zu sehen sein wird.
Das Tal des Mysklan, ein größeres Fluss-System, das den Norden des Rogen entwässert.
Das war der Mysklan, der um diese Jahreszeit immer fest zugefroren war.
Das war meine einsame Spur. Das Wetter verschlechterte sich und ich machte mich wieder auf den Heimweg nach Käringsjön.
Heute sollte es ein schöner Sonnentag werden und ich hatte vor, zur Handskinne 1000 m, hoch zu wandern. Es ging vorbei an dem alten Herrenhaus von Käringsjön. Wie eine an die Hauswand angeschlageneTafel sagt, war es das Haus von Lisbeth gewesen.
Hier gab es keinen Trail durch den Wald.
So bahnte ich mir eine Spur durch den Fichtenwald. Hier mustes es kälter sein, denn der Schnee war überraschend pulvrig.
Nach 150 m Anstieg deckte lichter Kiefernwald die Kuppe des Hügels, teilweise mit Dörrkiefern durchsetzt, die unter Naturschutz stehen.
Auch im Anstieg war die Landschaft nicht einheitlich und es wechselten sich tief fallende Mulden und steile Hänge ab.
Die Handskinne ist erklommen. Natürlich wäre ich gern weiter gewandert, aber dann hätte ich durch das Mysklan Tal laufen müssen. Da ich wusste, dass es hier keine Brücke gab, riskierte ich keine Querung über das Eis.
Weiter Blick über den Rogen Nationalpark nach Südwesten.
Meine Spur auf dem Gipfel.
Das Wetter war phantastisch! Ich freute mich über die herrliche Sicht nach allen Seiten des Berges.
Aber von Süden her bedeckte sich der Himmel allmählich. An den Hängen bildeten sich Schönwetterwolken. Im Augenblick war es so warm wie nie.
Hütte von Käringsjön im Abendsonnenschein. Der Käringsjön Bauer wollte mit seiner Frau für einige Tage mit dem Snowmobil nach Tännäs fahren. Und so plante ich, mich auf den Rückweg nach Grövelsjön zu machen.
Am nächsten Morgen verlasse ich Käringsjön und breche bei Windstille und Temperatur um Null Grad Celsius auf. Eine Spur über den See ist nicht zu sehen. Also wandere ich auf unberührtem Schnee über den See. Keine Frage, die Pulka ließ sich schwer ziehen.
Fast bis zur Rogen Stube gab es keinen Trail. Die Sonne brannte unbarmherzig und der Schnee wurde butterweich. Hier ein Blick zurück auf meine Spur.
Kurz vor der Rogen Hütte mündete ein Trail, der von Tännäs kam, auf meinen Weg.
Ich rundete das Kap um die Rogenstuga und wollte meinen Weg nach Südosten fortsetzen Richtung Störrödtjärnstugan, da schlug das Wetter um. Zirren bedeckten den Himmel, Schäfchenwolken bildeten sich und kurze Zeit darauf blies mir ein scharfer Wind aus Südost entgegen.
Ich lief Stunde um Stunde über den See und der Wind wurde immer heftiger und auch kälter. Hier ein Selfie bei einer kleinen Mittags-Rast.
Die Situation verschlechterte sich. Der Himmel hatte sich verdunkelt und bedrohliche Wolken zogen auf.
Nun gab es eine Überraschung: der Trail zu Störrödtjärnstugan war zwar noch wie früher mit Kreuzen markiert, aber der Trail war nicht befahren. Das wunderte mich sehr, denn ich wusste aus der Vergangenheit, dass hier Scooter-Verkehr zur Hütte und zum Slagusjön üblich war. Es gab also zwei Unwägbarkeiten: Die Frage, ob die Hütte geöffnet und bewirtschaftet war und ob der markierte Weg direkt zum Slagusjön führte.
Ich arbeitete mich auf dem markierten, aber ungespurten Trail durch den Schnee so lange es ging. Als aber die Kreuze nach direkt nach Westen führten, war ich überzeugt, dass der Trail auf direktem Weg zum Slagusjön führte. Also verließ ich den Trail und stapfte bergauf, bergab durch den Wald. Ich orientierte mich an Kompass und GPS, kam aber nur sehr mühsam und unter größter Anstrengung voran. Letztlich dunkelte es, sodass ich es aufgab, die Hütte zu erreichen und mein Zelt auf einer kleinen Lichtung aufbaute.
Der Wind war immer noch heftig und ich musste gut aufpassen, dass mir das Zelt nicht aus den Händen gerissen wurde. Doch alles ging gut und ich fühlte mich in meinem Zelt sicher und geborgen.
Wie üblich hatte ich eine kleine Grube ausgehoben, sodass ich in meinem Zelt sitzen konnte und zwischen meinen Füßen auf dem Grund der Grube mir ein deftiges Nudelgericht kochte.
Trotz des Heulens des Windes um das Zelt hatte ich eine gute Nacht verbracht. Zum Frühstück gab es Breimüsli. Gegen 10 Uhr war alles wieder gut verstaut und ich brach auf.
Ich war guter Dinge wenigstens heute die langersehnte Störrödjänstugan zu erreichen. Bei ordentlichen Schneeverhältnissen und einem Trail hätte ich sie in 3 Stunden erreicht. Aber leider war dem nicht so. Die Lichtverhältnisse waren diffus, gerade Linien konnte ich nicht laufen und auf der ständigen Suche kreuz und quer nach dem optimalen Weg, merkte ich nicht, dass ich mich verlaufen hatte. Die ungefähre GPS Position hielt ich ein, doch meine Wanderung in einem großen Kreis bemerkte ich nicht. Hätte ich doch mit dem Kompass gegengecheckt, sagte ich mir vorwurfsvoll, denn als ich meine Ausgangsspur wiederentdeckte, hatte ich 2 Stunden anstrengenden Ziehens hinter mir.
Dann mitten im Wald kam diese kleine Brücke. Ich jubelte, denn nun sah ich auf der Karte genau wo ich war. Doch sofort erfolgte die Ernüchterung. Das Brückchen war so schmal und der Schnee auf ihr so hoch, dass ich überlegen musste wie ich das „Hindernis“ das mir ja helfen wollte, passieren konnte. Nach längerer Abwägung entschied ich mich, den Steg zu queren.
Ich durfte nicht ausrutschen sonst wäre ich 2,50 m in die Tiefe gefallen. Also wagte ich es und setzte einen Ski dicht neben den anderen. Fast war ich schon über die Brücke, da brach der Schnee unter mir weg und ich konnte mich gerade noch auf die andere Uferseite werfen. Mühsam hakte ich mich aus und krabbelte in dem meterhohen Schnee die Uferseite hinauf. Dann fasste ich das Gestänge und zog die Pulka in aller Vorsicht über den Schnee. Bis auf den letzten Meter klappte das auch und so hatte ich das Brückchen in einer knappen Stunde endlich überwunden.
Auch der weitere Weg war noch mit Unwägbarkeiten gespickt. Eine kleine offene Wasserstelle sah ich erst in letzter Minute und erst dann wurde mir klar, dass hier ein Fluss fließt, den ich nicht überqueren konnte.
Bald fing es an zu schneien, die Sicht wurde sehr schlecht und ich kam nur langsam voran, sodass ich mit der Möglichkeit rechnen musste, die Nacht könne hereinbrechen.
Ab und zu tauchte auch mal wieder ein Kreuz wie aus dem Nichts auf. Mir war klar, dass ich in der Nähe der Hütte war. Doch in völliger Dunkelheit konnte ich den Weg dahin nicht wagen. Also baute ich mein Zelt auf und hatte Glück, dass es zum späten Abend auch aufhörte zu schneien.
Ich verbrachte eine eine ruhige Nacht. Der Wind hatte nachgelassen und glücklicherweise schneite es auch nicht. Gegen 10 Uhr morgens brach ich auf und ging davon aus, wenn es nicht schneite, konnte ich die Hütte innerhalb von 1 oder 2 Stunden erreichen.
Nach einer knappen Stunde erschien die Hütte vor mir auf dem Hügel. Sie schien mir eingeschneit, so als ob sie unbewirtschaftet und unbewohnt war. Auch gab es kein Rauchfähnchen. Enttäuscht zog ich die Pulka den Hang hinauf. Immer in der Befürchtung, es könne da keinen Winterraum geben. Ich konnte mich nämlich nicht erinnern einen solchen Raum vor zwei Jahren gesehen zu haben.
Als ich vor der Storrödtjärnstugan stand, musste ich erst einen schweren Eisenriegel heben, bevor ich eintreten konnte. Klar, einen Hüttenwirt gab es jetzt nicht. Aber ich war glücklich, dass ich jetzt in den großen Aufenthaltsraum eintreten konnte.
Hier war schon lange keine Person mehr gewesen. Ein paar Holzscheite lagen am Ofen herum und so machte ich ein Feuer im Herd und setzte einen Eimer Schnee auf die Platte. Kochen konnte ich aber nur auf meinem Benzinkocher. Es war nicht kalt und so legte ich mich in die Schlafkoje, wickelte mich in meinen Schlafsack ein und schlummerte für eine Stunde selig ein.
Als ich am späten Nachmittag aus dem Fenster schaute, hatte sich das Wetter geändert. Ich ging vor die Tür und schaute jetzt in das Tal hinab, aus dem ich mich heute Morgen hier hinauf gekämpft hatte. Es sah so leicht aus.
Den Abend machte ich es mir bei Kerzenschein und einer Kanne Tee gemütlich. Den Raum konnte ich auf +3° C halten.
Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter geändert. Es war kälter geworden, doch die Sonne schien und ein scharfer Wind fegte immer wieder mal Wolken von Schnee über die Hochebene.
Das Tal aus dem ich gestern kam, war so freundlich und sonnig, dass ich es kaum wieder erkannte.
Kleines Problem: Ich musste die Pulka bei starkem Wind packen und dann aus der Vertiefung auf die Schneedecke hinauf ziehen.
Es klappte alles, nichts flog durch die Luft und die Pulka stand abfahrtbereit vor der Hütte. Das Zelt habe ich nur einfach eingewickelt und oben auf die Pulka gelegt, damit ich es im Bedarfsfall schnell aufbauen konnte.
9.15 brach ich auf. Der Wind raste über die Bergkuppe. Es war fast ein Groundblizzard und so kam es, dass die Kreuze über dem rasenden Schneestaub gut zu sehen waren.
Als ich nach Süden umschwenken musste, wehten mir Schneefahnen entgegen. Den Kopf gesenkt, musste ich mich gegen den scharfen aber auch kalten Wind voran kämpfen. Ich war sehr zufrieden, weil ich nicht wie in den letzten zwei Tagen in der Schneewüste herum irrte.
Die Schutzhütte am Slagusjön kam in Sicht. Eigentlich wollte ich in der Hütte ein wenig vespern, aber die sie war so eingeschneit, dass ich gleich links in die Talebene einbog und weiter lief. Ich kam gut voran. Meine Schätzung ergab ein Mittel von 5 km pro Stunde.
Der Wind hatte hier den Schnee festgepresst. Trotz des geringen Gefälles glitt ich flott ins Tal hinab.
Schließlich erreichte ich den Buschwald im Tal. Ich lag so gut in der Zeit, dass ich mir ausrechnete, in ca. 2 bis 3 Stunden den Hävlingen See zu erreichen.
Da es keine Spur von einem Snowmobil gab, musste ich meinen Trail selber spuren. Aber bei jedem Schritt sank ich mit den Skiern tief ein. Auch meine Pulka drückte sich tief in den Schnee. Der dünne Harschdeckel war gebrochen und darunter lag bester Pulverschnee.
Ich konnte die Pulka nur mit vollem Krafteinsatz ziehen. In einer Stunde schaffte ich nur ca. 1 km und 7 km lagen noch vor mir.
Nach 2 Stunden spürte ich, dass ich so nicht weiter machen konnte. Meine Pausen wurden immer länger. So langsam setzte ich mich mit dem Gedanken auseinander, noch eine Nacht im Zelt verbringen zu müssen.
Doch endlich kam ich in eine Gegend mit festerer Schneedecke. Es ging nun auch in einer großen Hohlrinne talabwärts und die Pulka ließ sich wieder leichter ziehen.
Mein Lauf wurde immer schneller. Der Hävlingen war jetzt in greifbarer Nähe. Der Wind war eingeschlafen und die Sonnen schien.
Ich lief wie gejagt durch den Wald. Mein Gefühl warnte mich vor einem Wetterwechsel. Da wollte ich so bald wie möglich auf dem Trail nach Grövelsjön sein.
Ich stieg auf die Höhe Richtung Särsjöbäckenhütte. Es waren ca. 3 km. Es wäre ein Traum, wenn ich heute noch bis Storsätern kommen würde. Ich hätte dann heute fast 30 km zurückgelegt. Wie beflügelt lief ich auf das Langfjället hinauf. Urplötzlich wurde es diesig und ein Sturm nahm mir fast die Luft. Von einer Minute auf die andere sah ich nichts mehr und kann meinen Trail kaum noch erkennen. Jetzt wurde es gefährlich, wenn der Sturm die Scooter-Spuren zudeckte, hatte ich nur noch die Wegkreuze, die ich aber kaum noch sehen konnte. Ich gab das Letzte und wusste, dass ich auf einen Wegweiser zur Hütte achten musste. Nach einer Stunde tauchten die Zeichen zur Hütte auf. Ich bog rechts ab und dann wuchs die Hütte in Schemen vor mir auf.
Gerettet, doch nun hatte ich das Problem im Sturm meine Ausrüstung in die Hütte zu schaffen. Im nun war alles in der Hütte mit Schnee bedeckt. Ich musste die Pulka mit einem Seil sichern. Dann musste ich die Hütte vor dem Schnee dicht machen. Selbst durch das Schlüsselloch strömte Schneestaub in die Hütte. Ich fegte die Hütte aus und kochte mir eine Nudel-Pilzmahlzeit. Die Temperatur sank auf -8° C. Zum Heizen fehlte das Feuerholz. Aber mein Schlafsack hielt mich wunderbar warm und so hatte ich bei heulendem Wind trotzdem eine erholsame Nacht.
Ein wunderbarer Sonnenaufgang. Der Sturm hatte sich gelegt und ich war froh, dass ich noch rechtzeitig die Schutzhütte erreicht hatte.
Es war wesentlich kälter als in den vergangenen Tagen. In Freude darauf, dass ich heute in Storsätern sein werde, packte ich in großer Leichtigkeit meine Pulka.
Noch ein Blick zurück zu der Hütte, die mir heute Nacht wertvollen Schutz geboten hatte.
Kilometerlang durch die Weite des Längfjällets gewandert.
Rast in der Nähe der Jakobshöhe, aufgenommen von einer interessierten Dame, die mich genau nach meiner Tour befragte.
Skiwanderer mit großem Gepäck unterwegs
Gewagte Abfahrt in das Tal der Grövel
Die Grövelsjön Fjellstation in grandioser Landschaft
Kurz vor Storsätern, dem Endpunkt der Tour.
Nun war ich 10 Tage unterwegs gewesen, hatte ca. 160 km zurückgelegt und staunte, dass diese Tour abenteuerlicher war, als geahnt. Die unerwartet hohen Temperaturen, sorgten für einige Überraschungen. Und so war ich froh, dass ich alles gut bestanden habe und werde mich auch an diese Tour gern zurück erinnern.
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